Die Vorgeschichte der Dalbker Schützen beginnt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Senne war noch relativ schwach besiedelt, und der karge Boden brachte nur geringe Erträge. In der Hauptsache wurde Buchweizen angebaut, der bekanntlich keine besonderen Ansprüche an die Bodenbeschaffenheit stellt. Durch Flachsspinnen und Weben verschaffte man sich einen kleinen zusätzlichen Verdienst. Flachs konnte jedoch nur aus besseren Böden gedeihen. Er wurde deshalb vorwiegend jenseits des Teutoburger Waldes angebaut und von den Sennebewohnern in "Heimarbeit" weiterverarbeitet. Durch die Einführung mechanischer Maschinen ging der Verdienst so stark zurück, daß sich die mühevolle Handarbeit nicht mehr lohnte und diese Erwerbsquelle versiegte.
Für nur wenige Senner gab es eine Betätigung in der "Ziegelbäckerei". Sie konnte wohl nur in geringem Umfang betrieben werden, weil der dafür erforderliche Rohstoff, nämlich Lehm und Ton, nicht überall zu finden war. Da im Bereich Dalbke eine dicht unter der Oberfläche lagernde Moräne diesen Rohstoff lieferte und der noch zusätzliche Sand ausreichend vorhanden war, gab es hier eine Ziegelei. Zeuge hierfür war ein Ziegeleiofen, dessen Überreste erst nach dem 2. Weltkrieg abgeräumt worden sind. "Up de Hütten" nannte man auf Plattdeutsch den Bereich des Buschhofes, in dem sich der Ziegeleiofen inmitten einiger Heuerhäuser befand. Andere Männer aus der Senne gingen in den Sommermonaten nach Holland oder in die Gegend von Bremen, um in den dortigen Ziegeleien zu arbeiten und einen bescheidenen Unterhalt für ihre Familien zu verdienen.
Die Vorläufer der Dalbker Schützenfeste
Wenn bei Einbruch des Winters die Arbeit in den Ziegeleien naturgemäß zum Erliegen kam, kehrten die Männer in ihre Senneheimat zurück. Um das Wiedersehen mit den Daheimgebliebenen zu feiern, veranstaltete man jährlich im Februar im Pollmannskrug das sogenannte "Zieglerfest". Auf diesen Festen wurde unter Leitung des Zieglermeisters Strate die ersten Schießveranstaltungen durchgeführt. Diese Zieglerfeste sind als die Vorläufer unserer heutigen Schützenfeste anzusehen.
Die Entstehung des Dalbker Schützenvereins
Im Jahre 1835 gründete der Rittergutsbesitzer Friedrich Ludwig Tenge von Niederbarkhausen bei Oerlinghausen, der 1822 die privaten Besitztümer und Rechte des Rietberger Grafen erworben hatte, die Dalbker Papierfabrik. In diesem Betrieb fanden viele Männer aus der "Umgegend" eine Beschäftigung. Nach Art der vorangegangenen Zieglerfeste feierte man mit den Arbeitern und Angestellten Betriebsfeste, die nach und nach zu Schützenfesten ausgestaltet wurden. Im Jahre 1867 gab es dann erstmals ein Betriebsschützenfest mit einem Schützenkönig. Hierin liegt die Entstehung des Dalbker Schützenvereins begründet. In gewissen Abständen wurden diese Schützenfeste von der Belegschaft der Dalbker Papierfabrik immer wieder gefeiert. Die ersten Schützenkönige waren Franz Gees, Gustav Freitag, Johann Dierks und Fritz Oberquelle. Eine im Jahre 1885 gestiftete Vereinsfahne wurde durch einen Brand innerhalb der Fabrik vernichtet.
Eines der ältesten Fotos mit dem Dalbker Schützenthron von 1891.
Hier die Schärpenträger im Kreise der Belegschaft der Dalbker Papierfabrik anläßlich eines 50-jährigen Arbeiterjubiläums. Die Texte auf den Tafeln links und rechts: "Dalbker Chamoise Papier", "Dalbker Papierfabrik beim 50-jährigen Arbeiterjubiläum". Die Fahne zeigt unter dem Wappen die Jahreszahl 1835
Die Entwicklung um die Jahrhundertwende
Durch die fortschreitende Entwicklung in den Gemeinden Lipperreihe und Senne II hatte sich die Mitgliederzahl des Vereins ständig vergrößert. Inzwischen waren auch Männer aus der "Umgegend" hinzugekommen, so daß man im Jahre 1906 bereits 143 Mitglieder verzeichnen konnte.
Es ergab sich nun die Notwendigkeit, den bisher eher losen Zusammenhang in einen fundierten Schützenverein umzuwandeln, der sich fortan "Schützengesellschaft Dalbke und Umgegend" nannte. Anläßlich dieses Geschehens wurde durch eine Stiftung des damaligen Besitzers der Dalbker Papierfabrik, Geheimrat Dresel, die Anschaffung einer neuen Vereinsfahne möglich. Im Jahre 1911 wurde Christian Jaeger zum 1. Vorsitzenden gewählt.
Der Verein zwischen den beiden Weltkriegen
Nachdem das Schützenfest 1914 bereits vorbereitet, infolge der Mobilmachung aber nicht mehr gefeiert werden konnte, kam das Vereinsleben für einige Jahre zum Stillstand. Nach dem Kriege fanden sich einige Männer, die den Verein wieder zusammenriefen. Es waren insbesondere der 1. Vorsitzende Christian Jaeger, der Schriftführer Heinrich Drewel, der Kassierer Fritz Bökenbrink sowie die Gebrüder Freitag. Ab 1922 wurde dann wieder Schützenfest gefeiert. In den darauffolgenden Jahren steigerte sich das Vereinsleben beachtlich, so daß der Verein 1939 etwa 220 Mitglieder zählte.
In damaliger Zeit gab es am Dalbker Krug einen Schießstand, der entlang des südlichen Ufers des Dalbker Teiches gelegen war. Dort wurden mit Großkalibergewehren das Königsschießen und auch andere Schießübungen durchgeführt. Ebenfalls am Pollmannskrug befand sich ein etwa gleicher Schießstand, der gelegentlich von den Dalbker Schützen für diese Zwecke genutzt wurde.
Im Jahre 1936 legte der Vorsitzende Christian Jaeger nach 25 Jahren die Führung des Vereins in die Hände seines Nachfolgers Emil Bentrup. Unter seiner Regie baute die Schützengesellschaft am derzeitigen Vereinslokal Niedermeyer in Eigenhilfe einen Kleinkaliberschießstand, der am 17.7.1938 eingeweiht werden konnte. Hier traf man sich zum sonntäglichen Übungsschießen. Nach dem 2. Weltkrieg wurde dieser Stand zur Durchführung des Königsschießens behelfsmäßig in einen Hochstand umgewandelt.
Die Schützengesellschaft von 1950 bis zum "100jährigen"
Die schicksalhaften Jahre zwischen 1939 und 1950 ließen das Vereinsleben wieder einmal erstarren. Nachdem die Militärregierung traditionelle Schützenvereine als "Träger heimatlicher Kultur" wieder zugelassen hatte, fanden sich wiederum Männer zusammen, die den Verein wieder neu ins Leben riefen. Besonders zu erwähnen sind der damalige 1. Vorsitzende Emil Bentrup und die Schützenbrüder Freitag, Walter Jaeger, Werner Brindöpke und Heinrich Drewel.
Gedenkstein mit der Inschrift:
"Unseren Toten - Die Dalbker Schützen"
Die Schützengesellschaft Dalbke hat nach der Wiederbegründung im Jahre 1950 einen enormen Zustrom interessierter Bürger erfahren. Nicht nur Mitglieder aus früherer Zeit ließen ihre Mitgliedschaft neu aufleben, sondern auch "Neubürger" fanden den Weg in die Schützengesellschaft. Der Verein sah eine Aufgabe darin, Heimatvertriebene und Flüchtlinge, die das Schicksal in die Senne geführt hatte, in der Gemeinschaft des Vereins die Eingliederung in ihre neue Umgebung zu erleichtern. Ein weiterer sozialer Zweck wurde dadurch erfüllt, daß unter Beteiligung sozialer Einrichtungen bedürftige Familien oder auch hilflose ältere Menschen mit "Kohlegeld" oder "Lebensmittelpaketen" unterstützt wurden.
Das erste Schützenfest nach 11jähriger Zwangspause wurde 1951 veranstaltet. Der König von 1939, Josef Altemeier, mit Frau Fortkämper als Königin wurde von Heinrich Freitag mit Paula Broke als Königin abgelöst. Als Vereinslokal entschied man sich für die Gaststätte "Buschhof", die von Schützenbruder Heinrich Klöpper und seiner Gattin geführt wurde. Die ersten Schießübungen mit dem Luftgewehr fanden im "Saal" der Gaststätte statt, in der man die Distanz von 10m nur knapp in der Diagonalen erreichen konnte. Die Tatsache, daß dem Verein vom Hause Stall/Thorwesten als Eigentümer des Buschhofes Grund und Boden für einen Schießstand zur Verfügung gestellt wurde, versetzte den Verein in die Lage, im Jahre 1954 einen Kleinkaliberschießstand mit zwei Bahnen zu erstellen. Außerdem wurde nach Inbetriebnahme dieser Anlage auf diesem Pachtgrundstück am 10.9.1954 ein Gedenkstein zu Ehren unserer Toten aufgestellt. 1959 wurde ein Luftgewehrstand angebaut, so daß organisiertes wettkampfmäßiges Schießen möglich wurde. Der ständig zunehmende Schießbetrieb zwang dazu, diesen Luftgewehrstand 1964 auf acht Bahnen zu erweitern.
In früheren Jahren wurde der Festplatz für das Schützenfest immer von dem Wirt gestellt, der den Zuschlag für die Bewirtung des Festes erhielt. Bis zum 2. Weltkrieg berücksichtigte man die Gaststätten Niedermeyer, Buschhof, Dalbker Krug und Pollmannskrug. Danach wechselte man fast regelmäßig zwischen den Standorten Niedermeyer und Buschhof. 1962 pachtete die Schützengesellschaft das Gelände zwischen der B 68 und der Morsestraße [heute Paderborner- und Gildemeisterstraße], welches von 1963 bis 1968 als Festplatz diente. Das Schützenfest 1967 wurde als Jubiläumsfest aus Anlaß des 100jährigen Bestehens gefeiert. Das Festprogramm sah eine Feierstunde vor, in der dieses Jubiläum in besonderer Weise gewürdigt wurde.
Die Schützengesellschaft im 2. Jahrhundert ihres Bestehens
Nach dem Jubiläum legte der 1. Vorsitzende Emil Bentrup nach 32 Jahren aus Altersgründen sein Amt nieder. Auf seinen Vorschlag hin wurde Karl Wibbe in der Jahreshauptversammlung am 26.1.1968 zum neuen 1. Vorsitzenden gewählt.
Das als Festplatz genutzte Gelände mußte nach dem Schützenfest 1969 aufgegeben werden. Da Parkflächen nicht vorhanden waren, wurde das Parken von Autos entlang der stark befahrenen B 68 immer mehr zur Gefahr für Festbesucher und Straßenbenutzer. Es ergab sich die Möglichkeit, über die Morsestraße hinweg auf den zum Hofe Kronshage gehörenden Platz überzuwechseln.
<>Der im Jahre 1954 errichtete offene Kleinkaliberstand war nicht mehr zeitgemäß und entsprach auch nicht mehr den Bedingungen des Schießbetriebs. Da eine Sanierung nicht wirtschaftlich erschien, entschloß man sich 1972 zu einem Neubau. Fast ausschließlich in Eigenhilfe wurde eine über die ganze Länge von 50 m überdachte Anlage mit vier Schießbahnen gebaut. Sie konnte am 2.6.1973 in Anwesenheit geladener Gäste ihrer Bestimmung übergeben werden.
Der heutige Vereins-Schießstand mit der hölzernen Schrifttafel neben der Eingangstür.
Bereits im Jahre 1978 mußte auch die Erneuerung des in Leichtbauweise errichteten Luftgewehrstandes in Angriff genommen werden. Es wurde ein Neubau mit neun Schießbahnen und dem erforderlichen Nebenräumen erstellt. Auch hierbei wurde durch fleißige Schützenbrüder eine hohe Eigenleistung erbracht. Die feierliche Einweihung und die Übergabe an die Sportabteilung erfolgte am 3.11.1979. Die damit nun geschaffenen hervorragenden Trainingsmöglichkeiten für die Sportabteilung mit ihrer Jugendabteilung und der am 23.4.1980 gegründeten Damenschießgruppe spiegeln sich wider in den vorbildlichen Leistungen, die in allen Klassen bis hinauf zur Teilnahme an den deutschen Meisterschaften erzielt werden konnten.
Noch einmal mußte der Standort des Schützenfestes verlegt werden, das die Heranführung der Stromversorgung nicht mehr tragbar war. Das als Messeplatz hergerichtete Gelände am Schopketalweg bot sich als neuer Festplatz an. Da er jedoch erst ab 1981 von uns benutzt werden konnte, wurde das Schützenfest 1980 ausnahmsweise einmal auf der Maiwiese gefeiert.
An der Vereinsfahne von 1906, die 77 Jahre bewegter Vereinsgeschichte überdauerte, war die Zeit nicht spurlos vorübergegangen, so daß 1983 eine neue angeschafft werden mußte. Diese neue Fahne, die in Anlehnung an das vertraute Vorbild gestaltet wurde, trägt den Spruch, den bereits unsere Vorfahren der alten Fahne widmeten: "Sich´res Auge, feste Hand und ein Herz fürs Vaterland".
"Sich´res Auge, feste Hand" verkörpert den Schießsport und "ein Herz fürs Vaterland" die Pflege des Heimatgedankens.
Möge diese Fahne die Schützengesellschaft Dalbke, die inzwischen auf über 400 Mitglieder angewachsen ist, auch künftig durch erfolgreiche, jedoch nur friedvolle Zeiten begleiten.
Bis Heute
Seit 1988 erscheint zum Schützenfest eine Festschrift, die das vergangene Jahr Revue passieren läßt und die Bevölkerung einlädt, mit den Dalbker Schützen ein paar gesellige Stunden auf dem Festplatz zu verbringen.
Nach 27 Jahren wählten die Dalbker Schützen 1995 einen neuen 1. Vorsitzenden. Karl Wibbe übergab das Amt an Bodo Güse, der wiederum Karl Wibbe auf Grund seines langjährigen Einsatzes zum Ehrenvorsitzenden und Ehrenoberst der Schützengesellschaft ernannte.
Anlässlich der Jahreshauptversammlung 2011 wurde Dr. Maik Hollmann von den Dalbker Schützen zum neuen 1. Vorsitzenden gewählt und zum Oberst ernannt. Bodo Güse wurde wegen seines langjährigen Einsatzes zum Ehrenvorsitzenden und Ehrenoberst der Schützengesellschaft ernannt.